Würdet ihr wenn es erlaubt wäre Homeschooling machen?

Ich hatte darüber gerade eine Diskussion mit meiner Freundin, die den USA lebt. Sie hat drei Kinder, die sie seit 3 Jahren "zuhause" unterrichtet.
Tatsächlich nicht, weil sie ein Problem mit dem Schulsystem hat, sondern weil die eine Tochter Schauspielerin ist (jetzt kein Stranger-Things-Star oder so, aber schon so, dass sie eine gewisse Bekanntheit hat) und eine regelmäßige Attendance durch die vielen Termine quer durchs Land schwierig wäre.
Ich bin Lehrerin in Deutschland und ich habe über das System nie länger nachgedacht, da wir hier einfach Schulpflicht haben.
Für meine Freundin komplett absurd, dass es eine Pflicht gibt die Schule zu besuchen. Sie fragte mich dann, was ich machen würde, gäbe es hier keine Schulpflicht.

Nach 2 Tagen nachdenken muss ich sagen: Definitiv nicht mein Kind in die Schule schicken. Als Lehrerin an einer Gesamtschule weiß ich, wie die Situation in deutschen Schulen ist und als Mutter weiß ich, wie sehr ich für mein Kind nur das allerbeste will, was für mich tatsächlich nicht das deutsche Schulsystem ist. Ich selbst habe meine Freunde damals im Sport gefunden und fand die Zeltlager in den Ferien 100x besser als Klassenfahrt. Aufs Mobbing hätte ich verzichten können und ich sehe in meinem eigenen Unterricht, dass das Lernen für den einzelnen Schüler deutlich effizienter ablaufen könnte, würde ich nicht die Hälfte der Stunde mit Ermahnen und Kontrollieren und Wiederholen verbringen, weil da 30 Schüler mit komplett unterschiedlichen Vorraussetzungen und Verhaltensweisen sitzen. Ich fände es ziemlich cool, als Familie einfach mal längere Zeit im Ausland zu verbringen, wenn das Wetter sch... ist und nicht an Ferien gebunden zu sein. Mit dem Kind individuell an seinen Stärken und Schwächen zu arbeiten ohne Unter- und Überfordern, weil man es direkt aufs Kind zuschneiden kann.

Mein Mann schaute mich an, als wäre ich jetzt vollkommen bekloppt 🙈 und meinte, natürlich würde er unsere Kinder trotzdem zur Schule geben. Er hätte keine Lust, seinen Job zu kündigen, um 4 Stunden am Tag ma me mi mu mo zu lesen, findet es wichtig für die Kinder auch andere Bezugspersonen zu haben (aber inwiefern ist man das überhaupt noch so stark als Lehrer an der weiterführenden Schule in der derzeitigen Vertretungs/Lehrmangelsituation? Ich selbst hatte die meisten meiner Bezugspersonen in meinen freiwillig ausgewählten Hobbys) und "das macht man halt so".

Gäbe es hier keine Schulpflicht - würdet ihr eure Kinder zur Schule schicken?
Ich meine jetzt nicht gesamtgesellschaftlich ob ihr eine Schulpflicht gut oder schlecht findet, sondern wofür ihr als Familie euch entscheiden würdet.
Also ob ihr individuell für eure Kinder und euch als Familie mehr Vorteile in der Schule oder zuhause sehen würdet.

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AUF GAR KEINEN FALL!

1. Ich hab keinen Nerv mir den ganzen Stoff anzueignen und dann zu vermitteln.

2. Das würde wahrscheinlich auch für viel Stunk mit dem Kind / den Kindern sorgen. Lernen erzeugt ja Frust und ist nicht immer spaßig.

3. Ich mag meinen Job und auch mal was anderes als "Kind" zu machen.

4. Ich finde die soziale Interaktion in der Schule enorm wichtig. Ja, kann auch schlecht ausgehen. Aber oft ist es eben auch ne tolle Erfahrung.

Das was du gerne hättest ist hier in Deutschland übrigens an einer Freilerner-Schule möglich. Halte ich persönlich gar nichts von, aber vielleicht wäre das ne Idee.

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Ich wage es zu vermuten, dass Lernen vor Allem Frust erzeugt wenn es nicht im Rhytmus und Interesse des Kindes stattfindet und das könntest du ja eben anpassen…

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Ich glaube nicht, dass es damit immer getan ist. Die Basis des Schulwissens macht vielleicht noch vielen Spaß. Irgendwann kommen aber auch einfach Fächer, auf die man keine Lust hat. Da glaube ich nicht, dass ein eigenes Tempo oder ähnliches mehr Spaß erzeugen würden.

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Wahrscheinlich würde ich meine Kinder schon zur Schule schicken, da ich arbeiten muss.

Trotzdem muss ich sagen, dass mein Sohn im Homeschooling deutlich mehr gelernt hat als in der Schule. Meine anderen waren damals noch nicht im Schulalter.

Ich würde mir wünschen, dass sich in der Schule mehr aufs Lernen konzentriert wird und weniger Zeit für Wiederholungen und für „Störenfriede“ drauf ginge.

Meine Kinder erzählen mir, dass in ihren Klassen sehr viel Zeit darauf geht, Störenfriede zu ermahnen oder ihre Aktionen zu diskutieren.

Letzte Woche erst hat ein „Störenfried“ in der Klasse meine Sohnes einen anderen „Störenfried“ beleidigt. Es kam zu einer Prügelei und eine ganze Stunde wurde genutzt, um das aufzuarbeiten.

Beide Jungen sind schon für etliche Störungen des Unterrichts verantwortlich gewesen und immer müssen die unbeteiligten Kinder darunter leiden.

Bearbeitet von Wahrscheinlich schon
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Bei uns wird auch oft der Unterricht abgebrochen wegen solchen Schülern. Ausflüge komplett abgesagt. Dafür sollte es tatsächlich eine Lösung geben. Wegen 1-2 .... leidet die komplette Klasse.

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Als ich noch zur Schule ging, gab es das noch nicht in dem Umfang.

Erstens, weil es Sonderschulen gab, wo Kinder, die tatsächlich Defizite haben, gezielter gefördert wurden.

Zweitens, weil man es ignoriert hat und der Lehrer sich um die Schüler gekümmert hat, die etwas lernen wollten. Ich denke nämlich, dass viele Kinder sich so schlecht benehmen, weil sie dafür Aufmerksamkeit bekommen. Sie genießen es, dass sich alles um sie dreht.

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Na ja du bist Lehrerin und vielleicht eher „geeignet“ um home schoolig zu machen.
Wäre ich Lehrerin würde ich mir da vielleicht schon Gedanken darüber machen.

Ich bin aber keine Pädagogin und würde mir das nicht zutrauen. Ich bin mir nicht sicher, ob kinder in home schooling tatsächlich den Stoff lernen den sie müssen. Eine bekannte macht das. Sie macht es total locker und ohne System. 🤷🏼‍♀️ ich glaube nicht dass sie den kindern damit langfristig gesehen einen gefallen tut.

Nicht zu vergessen dass ein kind im
HO nicht mit gleichaltrigen interagieren kann. Und in dieser zeit immer nur zuhause ist.
Für meine Kinder wäre das nichts.

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Für die meisten ist Homeschooling nicht umsetzbar.

Ich habe Homeoffice und während meiner Schicht nebenbei mein Kind geholfen. Wir kamen beide an unsere Grenzen. Vorallem wenn die Kids 0 Bock haben. Nach meiner Schicht ist Haushalt einkaufen etc angesag,t da hätte ich keine Zeit oder nerven noch stundenlang Schule zu machen.

Oft saß meine Maus 6h an ihren Aufgaben weil sie einfach mehr um sich geschaut hat, statt ihre Aufgaben zu erledigen.

Manchen Eltern wäre es vermutlich auch egal wie weit die Kinder kommen oder sind selbst nicht in der Lage auf die Lösung zu kommen.

Also ehr Nein

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Ich fände auch, dass eine Voraussetzung sein müsste, dass ein Elternteil nicht erwerbstätig ist.

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Davon wäre ich in meinem Gedankenspiel von ausgegangen. Ich würde zum Beispiel in dem Fall nicht oder nur noch geringfügig an der Schule unterrichten, sondern eben zuhause die eigenen Kinder. Neben einem (VZ)Job ist das ganz klar nicht umsetzbar, ich wüsste zumindest nicht wie. Man braucht ja auch noch genügend Zeit, um den Unterricht der Kinder zu planen.

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Hi,
ne, hatten wir im Lockdown.

Meine Kinder brauchen Kinder. Sohn 2 wurde wirklich "komisch".

Ich brauche auch meinen Job, und hätte ich es toll gefunden mit Kindern zu arbeiten, hätte ich mir sowas gesucht, aber Homeschooling, brachte mich an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Woher sollte das Geld kommen, was wir aber benötigen zum Leben, wenn ich nicht arbeiten gehen, und die Kids daheim unterrichte?

Ja, Ausnahmen vielleicht einfacher genehmigen, wenn ein Elternteil ein Sabbatjahr nimmt, und die Familie die Welt erkunden will. Prüfungen wären dann aber online abzulegen, an der Heimatschule.

Es waren nur bei Urbia Kinder, die vom Homeschooling im Lockdown profitiert haben. Im Freundes-, Bekannten-, Kollegenkreis, war es kein einziges. Vielleicht lag es aber auch da dran, das wir alle weiter arbeiten gehen mussten. Zum Teil normal im Office, Homeoffice und die Kids "kapieren nicht", daß die Eltern arbeiten müssen, und nicht daheim sind.

Gruß

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Ist jetzt nicht nur auf dich bezogen, aber ich antworte dir jetzt mal, weil das Corona-Argument mehrmals kam:
Homeschooling ist ja nicht mit Corona-Homeschooling vergleichbar. Es gibt ja nicht den einen Lehrplan nur vor dem Computer, sondern das Elternteil plant und überlegt selbst den Lernplan, der für das Kind passt. Zudem hat man ja ganz andere Freizeitmöglichkeiten - nachmittags kann man seine Freunde ja 5x/Woche zum Fußball/Schwimmen/Tanzen bei den Hobbys treffen, man kann den Klavierlehrer jeden Montag um 10 zum Musikunterricht einbestellen, man kann ja auch mit anderen Familien Co-Ops machen (Co-Op, Erklärung laut meiner Freundin: Jeden Freitag Vormittag ist kein "normaler" Unterricht, sondern sie trifft sich mit anderen Kindern im Homeschooling gemeinsam. Die Eltern bieten dort "Kurse" in dem an, was sie besonders gut können, ihre Highdchooltochter hat dort einen Mathekurs, die beiden kleineren sind derzeit beim Gärtnern und beim Filmdreh. Alle 4 Wochen machen sie einen gemeinsamen Ausflug in einen (Freizeit)park, Schwimmbad, Museum etc.)

Oder man kann einfach so zum lernen treffen mit Freunden etc. m Lockdown war das ja eine komplett andere Situation. Ich glaube nicht, dass man das mit "normalem" Homeschooling sinnvoll vergleichen kann.

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Woher sollte das Geld für den Klavierunterricht kommen, den wir nicht mal mit 2 arbeitenden Elternteilen hatten?

Die anderen Kinder gingen aber vermutlich trotzdem in die Schule und vermutlich in die Ganztagsbetreuung. Bzw. wir wohnen auf dem Land. Es ist noch 1 anderer mit ihm in der Klasse und der findet nur Fußball gut.

Bis zum nächsten Museum sind es 100 km. Die fahr ich nicht ohne Not, bei den Spritpreisen.

Freizeitpark sind mehr als 100 km, Schwimmbad ..................

Wir wohnen hier auf dem Land, wir sitzen für alles erstmal im Auto. Und geht einer nicht arbeiten, kann er auch das Auto nicht unterhalten. ÖPNV gibt es hier nicht groß.

Das was Du schreibst, ist bei gut Verdiener vielleicht möglich.

Und ich mag die meisten fremden Kinder nicht. Das wäre Bestrafung für mich, noch andere hier zu haben.

Schule ist schon gut so. Und es gibt auch genügend Auswahl für jeden. Dann ist halt die Fahrtstrecke ein bisschen länger. Aber wer das eine will, muß das andere dann auch mögen!

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Bearbeitet von -lynx-
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Nie im Leben würde ich mein Kind zuhause unterrichten, obwohl ich einige Fächer vermutlich bis Abiturniveau vermitteln könnte, aber das wäre sehr einseitig und den Kind würde viel entgehen.

In die anderen Fächer könnte ich mich zwar auch einlesen bzw. versuchen den Stoff zu vermitteln, aber das ist natürlich nicht so gut möglich wie vom Fachpersonal. Besonders in der Grundschule wird ein wichtiger Grundstock gelegt und dafür wäre mir mein Kind zu wertvoll um damit zu experimentieren.

Ich würde es deshalb als sehr egoistisch empfinden, dem Kind die Möglichkeit auf Wissen, Lernen und soziale Interaktion zu nehmen, nur weil ich als Familie gerne durch die Welt schippern möchte.

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Ich unterrichte ebenfalls an einer Gesamtschule, vor allem Mittelstufe. Von meinen Schülern:innen wird weniger als ein Drittel die Oberstufe besuchen. Einigen würde ein I-Helfer gut tun oder sie würden von kleineren Klassen immens profitieren. Ich achte schon auf Binnendiffernzierung (teilweise unterschiedliche Aufgaben für leistungsstärkere und -schwächere Lernende), aber trotzdem gibt es fast immer jemanden, der unter- oder überfordert ist.

Wenn wir es uns finanziell leisten könnten und es erlaubt wäre, würde ich definitiv nicht mehr erwerbstätig sein, sondern meine beiden Söhne zuhause unterrichten.

Voraussetzung wäre aber, dass sie zusätzlich regelmäßig Kontakt zu Gleichaltrigen haben, auch ohne elterliche Anwesenheit. Homeschooling und Fußballverein fände ich beispielsweise gut.

Aktuell gehen sie in den Kindergarten und wenn es finanzierbar wäre, würde ich sie vor dem Mittagessen abholen. Ich finde den Kontakt zu Gleichaltrigen wichtig, aber nicht in dem Umfang.

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Genau das sehe ich als Problem. Du erkennst die Defizite und kannst entsprechend reagieren. Ich behaupte jetzt mal frech, dass Pädagogik nicht umsonst ein Studiengang ist. Sicher gibt es Eltern, die das auf einer guten oder sogar sehr guten Ebene schaffen, aber wer beurteilt das ? Für die meisten Eltern ist das eigene Kind super schlau, mein Kind ist ja auch das schlaueste und schönste 😅
Mein Sohn geht noch nicht zur Schule und klar kann ich ihm das Einmaleins beibringen, aber weiterführende Mathematik war noch nie meins und er ist schon jetzt sehr interessiert. Ich könnte das nicht weiter fördern, zumindest ab einem gewissen Grad nicht mehr und daher ist in meinen Augen ein entsprechender Unterricht unverzichtbar.

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Ich bin auch absolut gegen eine Abschaffung der Schulpflicht. Die meisten meiner Schüler:innen würden darunter leiden und zuhause nicht vernünftig (wenn überhaupt) unterrichtet werden.

Ich hatte mich in meiner Antwort auf die Frage bezogen, ob ich selbst gerne meine Kinder zuhause unterrichten würde. Und ja, das würde ich, wenn ich gleichzeitig nicht erwerbstätig wäre.

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Hallo,
ich käme nicht auf die Idee, meinen Sohn zu Hause unterrichten zu wollen (der Große ist schon aus der Schule raus).
Zum einen msste man ja selber in jedem Fach super gut sein, um den Kindern das Wissen weiter vermitteln zu können. Ich denke, es gibt nicht umsonst "Fachlehrer". Ein Lehrer, der Englisch und Deutsch studiert hat, wird vermutlich kein Erdkunde oder Sport unterrichten können. Zum anderen finde ich es wichtig, dass Kinder lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen, auch wenn die Bedingungen (doofe Lehrer, störende Mitschüler) schwierig sind. Im späteren Leben mussm an ja auch mit Personen klar kommen, die man nicht mag.
Und ich habe bei meinem Großen gesehen, was aus einem jungen Menschen wird, wenn die Sozialkontakte wie z.B. in der Schule, nicht möglich sind. Er hat unter dem Homeschooling während Corona richtig gelitten und ich hatte wirklich Angst, dass er depressiv wird. Er war ja nur noch zuhause und hatte keinen Kontakt zu gleichaltrigen. Unser Kleiner hat das deutlich besser weggesteckt, der hat mit seinen Freunden zumindest online "gedaddelt" und dabei gequatscht. Das hat der Große alles nicht gemacht. Er war nur noch zuhause, vorher war er von 7 Tagen die Woche an mindestens 4 Tagen noch durch Hobbies unterwegs. Es war einfach nur furchtbar.
Davon ab, finde es sowieso schwierig, wenn die eigenen Eltern ihren Kindern etwas beibringen wollen. Es ist manchnal einfacher, wenn das Außenstehende tun. Unser Sohn lernt z.B. das Instrument, das mein Mann seit ca. 40 Jahren auch spielt. Aber wir hätten es niemals gemacht, dass mein Mann ihm dieses als Lehrer beibringt. Da haben wir jemand anderes für. D.h. nicht, dass mein Mann unserem Sohn nicht beim Üben schwieriger Stücke hilft, wenn unser Sohn das gerne möchte. Manchmal spielen sie diese Stellen dann gemeinsan und danach klappt es auch alleine.
LG
Elsa01

Bearbeitet von elsa01