Umgang mit Makeln

Hallo ihr Lieben!

Mögt ihr berichten, wie ihr mit (vermeintlichen) Makeln umgeht? In Beziehungen, aber vor allem auch während des Kennenlerns. Ich selbst bin in Bezug auf mein Gegenüber sehr wohlwollend, unterstützend und, wenn Gefühle bestehen, liebe ich jeden Makel. Bin mir selbst gegenüber aber immer total kritisch und fühle mich verletzlich, wenn "Schutzschilde" wie vorteilhafte Kleidung oder Make-up fehlen. Habe manchmal das Gefühl, als gäbe es zwei Versionen von mir. Die perfekt zurechtgemachte und die mit Makeln. Ich hatte seit der Pubertät schon immer mit meiner Haut zu kämpfen, habe Unzähliges ausprobiert, und konnte es glücklicherweise immer gut unter Make-up verstecken. Außenstehende konnten meine Zweifel oft gar nicht nachvollziehen. Ungeschminkt fühle ich mich aber wie ein anderer Mensch und bin es nur zu Hause... Habe aber schon versucht, mutiger zu werden und auch mal ohne meine Schutzschicht einzukaufen. Jetzt habe ich eine Isotretinointherapie gegen die Akne begonnen und eine schlimme Erstverschlechterung...
Mein neuer Freund versichert mir immer wieder, dass ihn das absolut nicht störe. Dennoch mag ich mich ihm gerade nicht zeigen.
Habt ihr ähnliche Geschichten?

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Philomena 🌸

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Ein selbstbewusster und entspannter Umgang mit Makeln wirkt auf mich am attraktivsten. Ständiges Problematisieren von körperlichen Eigenschaften, die man in den meisten Fällen ja eh nicht ändern kann, ist unsexy.

Ich habe schon oft erlebt, dass Frauen ihre "Problemstellen" (Leberflecke, Narben, Falten, Muttermale etc.) thematisiert haben und ich beim besten Willen nicht darauf gekommen wäre, darin ein Problem zu sehen. Das hat mir auch gezeigt, wie zutiefst subjektiv es ist, was manche Menschen als Makel empfinden. Ganz sicher macht sich niemand so viele Gedanken über Deine "Makel", wie Du selbst.

Bearbeitet von berlkoenig
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Danke, deine Worte machen mir Mut!
Das Verrückte ist, dass mir das ja sehr bewusst ist. Ich weiß, dass er mich attraktiv findet und dass ihn meine Problemchen absolut nicht stören. Ich habe es leider sehr verinnerlicht, es begleitet mich ja auch schon mein halbes Leben. Tatsächlich habe ich für mich festgestellt, dass mir ein kurzes Thematisieren guttut. Zwar habe ich ihn so direkt auf meine Problemzone gestoßen, konnte mich danach aber befreit fühlen. Und er bestärkt mich immer wieder. Ein dauerhaftes Thematisieren ist aber natürlich wirklich nervig und unattraktiv, das versuche ich zu vermeiden.

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Aber im Prinzip wäre hier ja vermutlich das, was am Besten dagegen hilft, eine Art Konfrontationstherapie wie man sie auch bei anderen Ängsten empfiehlt. Und es ist ja auch eine Angst bei Dir. Könnetst Du Dich denn vielleicht dazu überwinden, einfach mal zu sehen, wie es ist, wenn Du mal die Schminke wegläßt, einfach zu schauen was passieren würde, nämlich wahrscheinlich gar nichts. Wäre das nicht befreiend ?

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Hallo,
mir geht es mit meiner Haut ganz ähnlich.
Ich verlasse auch so gut wie nie ungeschminkt das Haus.
Mein Partner kennt mich inzwischen auch ohne Schminke - wobei ich dennoch versuche wenigsten Pickel etwas abzudecken.
Ich kann mich auch nicht ohne Scham nackt zeigen.
Wenn es abgedunkelt war, hat er mich schon nackt gesehen, ansonsten schaue ich meist, dass ich mich so umziehe, dass er nicht alles auf einmal sieht.
In einer Sauna lasse ich meist auch einen Teil des Körpers bedeckt und kann mich besser frei bewegen, wenn wenig los ist und ich niemanden kenne.
Liebe Grüße

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Finde ich schade, dass Du da so Komplexe hast. In Saunen oder am FKK finde ich es immer toll, wenn auch Menschen sich dort hintrauen, die nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal entsprechen und das ist bei Weitem die Mehrheit an diesen Orten. Vielleicht kannst Du diese Schamgefühle ja auch noch irgendwie überwinden. Es wäre bestimmt ein befreiendes Gefühl und bestimmt auch schön für Deinen Partner, wenn Du es schaffen würdest, Dich nicht vor ihm zu verstecken.

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Gerade FKK ist die beste Therapie, das Selbst,- und Körperbewusstsein zu stärken. Da merkt man erst, das man mit seinen Problemzonen ud Komplexen nicht allein ist. Ich habe nie erlebt, das irgendwelche Wertungen stattfanden, es ist ein wahnsinnig befreiendes Gefühl ...

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Wenn du selbst mit den Makeln des anderen wohlwollend und freundlich umgehst, warum traust du es ihm nicht zu? Ist er ein weniger liebevoller Mensch als du? Und wenn er dir vertraut und sich dir verletzlich zeigt, warum machst du das nicht?

Ich selbst bin makelig - Haut, Übergewicht, Schwangerschaftsstreifen. Das sieht bzw erahnt man alles, auch wenn ich angezogen bin oder im Dunkeln. Den Menschen, die mit mir das Bett teilen wollen, unterstelle ich, dass sie schon wissen, worauf sie sich einlassen. Und tatsächlich gab es noch nie Beschwerden. Es ist auch noch niemand entsetzt schreiend davon gelaufen oder hat einen blöden Kommentar gemacht.
Früher mochte ich mich auch nicht. Mir geht’s aber viel besser, seit ich mich mit mir ausgesöhnt habe.

Ich selbst stelle mir unschön vor, mit einer Person intim zu sein, die sich mir nicht zeigen will. Die Röllchen und Unebenheiten kann ich doch auch im Dunkeln fühlen…

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Das ist total schön formuliert, danke!
Natürlich ist mir auch bewusst, dass es paradox ist. Ich möchte ihm ja nicht unterstellen, dass er mich kritisch beäugt und schenke ihm Glauben, dass er meine Makel nicht als solche wahrnimmt.
Es ist bei mir total die Kopfsache...
Und es ist ab und an so, dass ich mich fühle wie eine "Mogelpackung". Wir haben uns im realen Leben kennengelernt, aber das Gefühl ist vielleicht vergleichbar mit Menschen, die sich online mit Filtern präsentieren. Wenn ich geschminkt bin, und das auch immer sehr dezent, sieht man es mir tatsächlich nicht an. Höchstens vielleicht Frauen mit geschultem Auge. Aber es ist eben nicht die Realität, meine Realität... Wie oben schon geschrieben, hatten meine Hautprobleme wirklich Einfluss auf mein Selbstbewusstsein. Ich hatte und habe immer im Hinterkopf, dass jederzeit wieder Probleme auftreten können, selbst wenn die Haut gut ist. Und das alles, obwohl ich noch nie von jemandem darauf angesprochen worden bin.

Bearbeitet von Philomena
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Ich hoffe, ich habe alle Antworten gelesen - aber es ist zuviel, um darauf einzugehen.
Außerdem sind diese "Makel" für die meisten Männer kein Thema. Da sind viele, nicht alle, etwas ignorant.

Die wenigsten Männer z.B. kämen auf die Idee, dass sie sich mit ihren dicken Bierbäuchen ihrer Frau nicht mehr erotisch präsentieren können. Noch weniger leidet ihre Libido darunter. Wenn sie etwas sensibler und nachdenklicher wären, wäre das anders.

Bei den meisten Frauen jedoch, die ich kennenlernen durfte, stellt sich dies so völlig anders dar. Ich sage: leider übertrieben. Das Thema der eigenen körperlichen Unzulänglichkeit steht - auch durch die mediale Präsenz der Ultra-Schönen und scheinbar Makellosen - ganz obenan. Bei einigen Frauen führt dann der Vergleich auch zu einer Art sexueller Unlust oder zumindest selbst auferlegter Abstinenz (da man sich ja keinem Kerl mehr so präsentieren kann). Den Gedanken "da kann ich doch keinen Sex mehr haben" habe ich schon einmal gehört. - Da spielt natürlich auch das Gefühl eine Rolle, dass eine Frau sich zunächst selbst annehmen können muss, um auf einen Mann erotisch zuzugehen.

Nur nehmen Männer angebliche Unzulänglichkeiten - diesmal erfreulich - bei ihren Partnerinnen meist anders wahr. Schon deshalb ist es völlig unangemessen, sich wegen fehlender Makellosigkeit zu grämen und sich dem Partner nicht präsentieren zu wollen.

Als Mann kann ich da Frauen nur ermutigen, mehr zu sich selbst zu stehen, sich anzunehmen, zumal ihre Partner sie ebenfalls annehmen oder aber auch nicht: Dann hat das aber nichts mit Makeln zu tun. Wenn ein Mann - so einen kannte ich - ein Busenfetischist ist und deshalb seine wunderschöne Frau mit einer anderen betrügt, dann mit Sicherheit NICHT deshalb, weil diese wunderschöne Frau irgendwelche Makel hätte. Die jeweiligen optischen Vorlieben und Verirrungen der Männer sind nämlich ein komplett anderes Thema. - Wenn der Mann Dich liebt, wie Du bist, dann glaube ihm. Wenn Du ihm aber nicht glaubst, dann bitte aus völlig anderen Gründen.

Bearbeitet von Zweifler
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Hmm finde das Wort Makel wirklich sehr schwierig. Meistens geht es doch dadrum, ob man sich so akzeptiert, wie man ist. Haut ist für uns ein großes Thema, auch die Proportionen an Beinen, Po, Bauch und Brust. Aber wichtig ist, dass man einen Partner hat, der das alles nicht als Makel etc wahrnimmt. Gerade nach Schwangerschaften und Stillzeiten ist der weibliche Körper eben sehr verändert. Macht doch mal mit Freundinnen einen Tag in der Therme und ihr werdet sehen, wie groß die Range ist.

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Mir geht es mit meinen Zähnen so.

Meine Eltern haben leider nie darauf geachtet und mir ordentliche Zahnpflege beigebracht. Auch meine Eltern haben sehr schlechte Zähne.

„Leider“ sind sie medizinisch aber nun in Ordnung. Natürlich mit vielen Füllungen und Reparaturen doch es hält alles und ich habe nun mit fast 40 auch noch keinen Zahnersatz weil ich sie natürlich inzwischen seit gut 25 Jahren auch sehr gut pflege. Trotzdem haben sie Verfärbungen ( durch eine feste Spange in der Jugend) natürlich könnte ich sie mor für viel Geld machen lassen aber dann sind sie oft einfach auch nicht mehr so belastbar ( Thema guter Biss und so)

Es ist jetzt nicht so, dass jeder denken würde: Pfui, was hat die für Zähne aber wenn man genau hinschaut, sieht man es einfach und es ist mir unangenehm. Lachen also möglichst mit nicht weit aufgerissenen Mund…

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Hey,

also ich kann dir nur sagen wie es bei mir ist:
Ich fühle mich auch nur geschminkt und zurecht gemacht wirklich wohl in meiner Haut.
Ich mag mich ungeschminkt überhaupt nicht und würde so auch nie aus dem Haus gehen. Oft wenn ich mich richtig aufstyle würde ich mir Komplimente von meinem Mann wünschen. Wenn ich ihn frage "Und, wie sehe ich aus?" sagt er dann meistens "Passt schon!" und ich bin dann echt manchmal enttäuscht dass er das überhaupt nicht würdigt.
Komischerweise wenn ich zum Beispiel mal richtig krank bin, komplett ungeschminkt bin und fertig ausschaue und meine Haare 3 Tage nicht gekämmt habe und in richtig alten Schlabberklamotten neben ihm auf der Couch liege schaut er mich auf einmal an und sagt "Du bist sowas von schön!"
Für mich ist das immer unvorstellbar aber er sagt dass das mein wahres Ich ist, was er liebt und wunderschön findet, nicht die ganze Maskerade die ich mir jedes Mal aufsetze.

Ich denke Männer mögen das Natürliche und Ungezwungene viel mehr, als aufgestylte Püppchen die ständig Bestätigung brauchen. Außerdem strahlt man auch viel mehr Attraktivität auf andere aus, wenn man mit sich selbst zufrieden ist als immer an sich rumzunörgeln.
Versuch ein bisschen mehr Selbstvertrauen aufzubauen und lerne dich im Spiegel anders zu betrachten - die schönen und außergewöhnlichen Seiten an dir zu sehen und nicht immer nur das was dir nicht gefällt.

LG

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Das ist definitiv so, zumindest was mich anbelangt. Ich mag natürliches, ungeschminktes Aussehen sehr ! Find ich übrigens ganz toll von Deinem Mann, dass er Dir solche Komplimente macht :-).

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich habe keine Makel. Ich habe "happy little accidents"....

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Früher in meinen ersten Beziehungen ( 1x 5 und einmal 14 Jahre) war das bei mir genau so. Ich habe versucht, eine perfekte Version zu sein, so wie ich dachte ( bzw. es in der 2. auch so gefordert wurde), so müsste das sein.

Jetzt ist das anders. Vielleicht weil mich die Beziehung davor sehr viel gekostet hat psychisch und ich viel gelernt habe, selbstbewusster und natürlich auch älter bin oder aber weil mein jetziger Mann einfach ganz anders ist.

Ich muss mich nicht mehr verstellen, ich kann und darf ich selbst sein, mit all meinen „Makeln“, Fehlern und Eigenheiten. Ich werde geliebt, so wie ich bin und umgekehrt natürlich genauso, wobei mein Mann eigentlich keine „Makel“ hat. Er ist einfach für mich genau richtig, so wie er ist. Wir passen aber auch einfach perfekt zusammen und sind jetzt seit fast 9 Jahren immer noch verliebt und unzertrennlich.

Ich würde es heute aber auch nicht mehr machen, mich verstellen, immer von der besten Seite zeigen ( ist auch viel zu anstrengend auf Dauer) etc.

Für mich bedeutet Beziehung und Liebe ja genau das : geliebt zu werden wie ich bin, wo ich mich fallen lassen kann und eben nicht immer perfekt sein muss. Den anderen so annehmen und lieben wie derjenige ist und nicht, wie man den anderen gerne hätte. Das gilt für beide Seiten.

Ich bin so froh, das passende Gegenstück zu mir gefunden zu haben und würde mich heute nicht mehr mit weniger zufrieden geben. Wer mich liebt, der liebt mich und meine Macken, Fehler und Eigenheiten. Der liebt mich mit Pickeln, Falten, Narben, Problemstellen wie der ausgeleierte Bauch nach 2 Schwangerschaften, ungeschminkt etc.

Meiner pflegt mich sogar ( Pflegegrad 3) und spätestens da, fällt jeder Makel auf und er zeigt mir, dass er mich so liebt wie ich eben bin.