Bin ich moralisch verpflichtet meinen Vater teilhaben zu lassen?

Hallo,

leider war meine Kindheit von physischer und psychischer Gewalt geprägt. Daran hatte mein Vater den größten Anteil. Nach jahrelanger Therapie weis ich, dass mein Vater durch seine eigene Geschichte hoch traumatisiert ist, was zu diesem Verhalten geführt hat. Heute ist er selbst psychisch und körperlich erkrankt. Ist oft dauerhaft krank geschrieben. Er hat fast alle Sozialkontakte, auch zur Verwandtschaft fallen gelassen. Er will seine ,,Ruhe“. Er hat nur noch uns, seine Kinder. Mittlerweile fällt es ihm sozial gesehen richtig schwer, sich mit anderen Menschen zu verhalten. Gerade auf unseren Geburtstagen (die einzigsten Veranstaltungen die er noch wahrnimmt), wird es ganz deutlich das er sich bei anderen Leuten unwohl fühlt und nicht weis wie er sich verhalten soll. Er fordert zum Teil massiv meine Aufmerksamkeit durch häufige Anrufe, Nachrichten. Teilweise steht er unangekündigt vor der Tür, ist dann sauer wenn man nicht da ist oder ans Telefon gegangen ist. Wenn man drum bittet, er solle sich vorher anmelden, ist er beleidigt. Nun bin ich schwanger und entbinde bald. Habe ihm zwar gesagt das wir vorerst keinen Besuch wünschen. Da ich ihn kenne, wird er dies wieder ,,vergessen“ und unangekündigt vor der Tür stehen oder mich mit Anrufen terrorisieren. Er ist wohl auch der Ansicht das er das Recht habe das Kind regelmäßig zu sehen, auch an Weihnachten. Das er Anteil am Wochenbett nehmen wird. Er sieht es als sein Recht. Ich fühle mich total unwohl mit alle dem und würde ihn am Liebsten die erste Zeit nicht sehen wollen. Weis aber nicht wie ich das erklären solle. Mich rechtfertigen solle. Die Verwandtschaft liegt mir auch in den Ohren, ich müsse Verständnis haben. Er sei schließlich krank. Der arme, er hat ja sonst keinen….usw.Fühle mich massiv unter Druck gesetzt.

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Huhu,

ich weiß wie du dich fühlst, weil ich auch in meinem Wochenbett nicht in Ruhe gelassen werde. Ich habe vor 4 Wochen entbunden und bin deswegen sogar mittendrin. Die Familie meines Mannes steht auch ständig vor der Tür, obwohl ich meine Ruhe will.

Ich würde dir wirklich empfehlen, deinem Papa irgendwie klar zu machen, dass du in der Zeit unbedingt deine Ruhe brauchst und ihr die Zeit zu dritt verbringen wollt um euch kennenzulernen. du kannst ihm vorschlagen ihn paar Fotos zu schicken oder mal kurz zu telefonieren. Du darfst nicht vergessen; dass da bald ein kleines Wesen kommt, die deine volle Aufmerksamkeit beanspruchen wird. Da ist nicht viel Zeit für deinen Vater.

Nimm die Zeit die du brauchst!

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Danke dir! Es ist wirklich schwierig.
Vor allem ist es leider oft so, dass er sich über solche Bitten hinwegsetzt.
Er ist einfach auch der Ansicht, dass er das Recht habe, sein Enkel zu sehen. Für Ihn steht im Vordergrund das ER Opa ist….
Damit umzugehen ist nicht einfach.
Zudem ich mich persönlich schon nicht wohl in seiner Gegenwart fühle. Ich kann mir vorstellen, dass die Situation im Wochenbett (wo man sowieso nochmal empfindlicher ist), dann wirklich schwierig ist.
Irgendwann muss ich ihn schließlich auch einladen…..

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Nein bist du nicht. Dein Vater hat sich grausam dir gegenüber verhalten. Dieses "aber er ist doch dein Vater", "der arme Mann hat sonst keinen" können die sich sparen. Du hast das Recht ihm den Besuch zu verweigern. Respektiert er deine Grenzen nicht, würde ich den Kontakt komplett einstellen. Wo war denn diese liebe Verwandtschaft, als er dir gegenüber gewalttätig war? Ist jemals einer eingeschritten?
Sein eigenes Trauma rechtfertigt nicht seine Taten. Er hätte an seinen Problemen arbeiten können, genauso wie du es machst (mein Großvater war als junger Mann in Behandlung wegen Depressionen, also nix mit "ja aber damals gabs das nicht").
Hör auf wie der Rest der Familie Entschuldigungen für sein Verhalten zu suchen und seh ihn, wie er ist. Du lebst nicht, um ihn zu unterhalten und ein Recht am Enkel gibt es nicht. Setz dich durch und steh für dich ein. Das musst du dir selbst wert sein.
Alles Gute

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Ja da hast du recht! Vielen Dank!:)

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Vielleicht hilft dir folgendes: Im Wochenbett bist du nur "moralisch" verpflichtet für dein Baby da zu sein. Alles was dich belastet, ist auch nicht gut für dein Baby. Schütze dich und dieses vor unnötigen Stress ... du entscheidest wann und wem du die Tür aufmachst im Wochenbett! Ich habe an mehreren Stellen meine Grenzen im Wochenbett nicht so wahrgenommen oder gezeigt und weiß im Nachhinein, dass mich das sehr gestresst hat ...

Alles Liebe.