"Zwangs"Treffen mit Schwiegereltern

Ich habe eine Frage zu folgender Situation.

Mein Mann hat den Kontakt zu seinen Eltern und seinem Bruder aus vielen guten Gründen abgebrochen.

Seine Mutter hat da so eine Ahnung, warum das so sein könnte und das in seiner Kindheit schon mehr schief als gerade gelaufen ist. Sein Vater ist sich keiner Schuld bewusst und denkt, dass ich meinem Mann den Kontakt zu seiner Familie verbiete.

Jetzt hat die Psychologin meines Mannes ihm die Aufgabe gestellt, sich mit seinen Eltern zu treffen und zu schildern, was er seit seiner Kindheit alles in sich rein frisst und warum der Kontakt jetzt nicht mehr besteht.

Einerseits soll das meinem Mann helfen, damit abzuschließen, andererseits beenden, dass die Schwiegereltern "in der Luft hängen" ohne Erklärung bzw. dass sie die Chance erhalten, sich zu ändern
(Haha. Spoiler: Never.)

Mein Mann möchte mich dabei haben, Bock haben wir beide nicht drauf. Die große Frage ist nur: Wo hält man so ein Treffen ab?

Bei den Schwiegereltern eigentlich auf keinen Fall. Da ist "ihr Revier", mein Mann wird sofort wieder in die Kind-Rolle gepresst und sich wieder fühlen, als sei er 10. Andererseits kann man dort jederzeit aufstehen und gehen.

Bei uns? Sicheres Gelände, unser Haus. Würde bedeuten, dass wir die beiden vor die Tür setzen müssen, wenn es eskaliert. Und wir müssten unseren jüngsten Sohn irgendwie "weg organisieren". Er kennt die Oma gar nicht wirklich, hat sie nur 2x gesehen und würde natürlich ständig hereingeflitzt kommen, um zu sehen, was da los ist.

Ganz woanders? Aber wo? Im Restaurant? Wo andere alles mitbekommen, wenn es lauter wird oder mein Mann und meine Schwiegermutter anfangen zu weinen? ( Und das wird erfahrungsgemäß laut und schrill) Ich weiß es nicht. Irgend ein Park? Was, wenn es dann in Strömen regnet? Habt Ihr Ideen?

Treffen...

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Hallo liebe TE,

Du hast ja schon viele Anregungen und Vorschläge zu deiner Frage bekommen.

Ich finde die Idee von der Therapeutin auch irgendwie seltsam aber sie redet mit deinem Mann über seine Vergangenheit bzw. was ihn bewegt und so wie du schilderst, leidet er ja jetzt auch ohne Kontak, weil er Schuldgefühle hat.

Eine Aussprache bzw. die Dinge, wie sie in der Kindheit gelaufen sind auszusprechen, kann deinem Mann auch helfen einen Abschluss zu finden. Ändern werden sich seine Eltern nicht mehr aber er kann für sich einen Schlussstrich ziehen.

Ich würde mich in einem Cafe treffen, neutraler Boden ist wichtig und umgeben von fremden Menschen, reißen sich die Schwiegereltern vielleicht zusammen. Ein Spaziergang wäre mir schon zuviel und zu eng. Im Cafe kann man die Situation schnell auflösen und gehen. Natürlich kannst du deinen Partner bei dem Treffen begleiten und unterstützen, wenn ihm das wichtig ist, ich würde mich aber zurück halten denn die Vergangenheit betrifft ihn und seine Eltern.

Geht offen an die Sache ran und erwartet nichts, dann ist man auch nicht enttäuscht. Ich würde mich im Vorfeld auch nicht so darauf versteifen, dass es eskaliert. Ihr habt es in der Hand und könnt es beenden wenn es euch zu bunt wird. Ihr müsst euch nicht auf ihre Schiene begeben.
Vielleicht braucht dein Mann das Gespräch um seinen Frieden zu finden. Wenn es für ihn von vorne herein nicht in Frage kommen würde, hättest du ja hier deinen Post nicht veröffentlicht, dann hätte er direkt gesagt, mach ich nicht und fertig.
Ich wünsche euch alles Gute und viel Erfolg für das Gespräch.

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Ich würde mich gar nicht treffen, wenn ich es nicht will. Dein Mann ist seinen Eltern keine Rechenschaft schuldig und muss ihnen gar nichts sagen ohne das Bedürfnis zu haben.

Was soll das bringen, wenn ihr jetzt schon eine Eskalation befürchtet? Der Vater ist überhaupt nicht einsichtig, die Mutter ahnt was. Mal ehrlich, eigentlich wissen doch alle was schief gelaufen ist. So blind kann man nicht sein.
Selbst wenn dein Mann es ihnen sagt, ändert es nichts.

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Ich vermute, dass es darum geht, dass mein Mann einmal seinen Eltern gegenübertritt und seine Sichtweise schildert.

Er musste sich in seiner Kindheit immer sehr angepasst verhalten, ihm wurde der Mund verboten. Mit emotionaler Erpressung und Liebesentzug. Er hat nie gelernt, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen. Andere waren immer wichtiger.

Vermutlich soll das eine Art Befreiungsschlag werden.

Dazu kommt noch, dass er aus den o.g. Gründen seit dem Kontaktabbruch unterschwellig ein permanent schlechtes Gewissen hat, weil er ein böser Sohn ist, der sich seinen Eltern gegenüber nicht gefällig verhält. Und Mutter und Vater hat man schließlich zu ehren. So ist er aufgewachsen.

Kann ich aber nur vermuten, da ich selber nicht vom Fach bin.

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Ich kann das schon nachvollziehen. Ich selbst habe aber Bruefe geschrieben an meinen Vater. Meine Mutter hätte ich eh nicht erreicht. Meinen Vater letzten Endes auch nicht. Aber ich habe zwei 8 Seiten lange Briefe verfasst und geschildert was in mir vorgeht und warum es zum Kontaktabbruch kam. Einfach damit ich damit abschließen kann. Sie erzählen aber weiter herum dass ich den Kontakt abgebrochen habe, weil sie einen Besuch abgesagt haben. Ist egal. Ich weiß, dass sie die Gründe nun kennen.

Vielleicht für den Anfang ein Brief statt ein Treffen?
Ein Treffen würde ich wirklich nur professionell begleitet machen. Hatte ich meinen Eltern auch angeboten. Aber sie haben keinen Bedarf daran. Das ist für mich gut zu akzeptieren

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Ich würde mir den Wetterbericht anschauen und dann einen Spaziergang machen.

Eventuell mit einem ‚Ziel‘ wo man sich setzen kann.

Ich finde immer dass man beim spazieren am leichtesten reden kann.

Zuhause bringt immer etwas Zwang mit sich.

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Warum nicht bei der Psychologin?

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Weil die 1.) keine Gruppentreffen mit Familienzusammenführung macht und 2.) das Thema nicht in 40 Minuten erledigt ist.

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Eine Therapiestunde geht 60 Minuten. Die Psychologin kann auch eine Doppelstunde abrechnen dann wären es 120 Minuten …

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Wenn es deinem Partner etwas bringen soll, wäre es nicht das hilfreicheste ein Gespräch mit Eltern, Sohn und Therapeut zu führen?
Dass der Therapeut nur vermittelt/"übersetzt"/aufpasst dass es nicht eskaliert - und später mit deinem Mann analysiert.
Auf keinen Fall sollte er Partei ergreifen.

Und dich dabei zu haben ist für den Mann sicher moralische Stütze - aber im Sinne eines offenen Gespräches eher nicht zweckdienlich.

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Die Therapeutin hat meinemann die Aufgabe gestellt, sich mit seinen Eltern zu treffen und auszutauschen. Sie hat weder vorgeschlagen noch angeboten, das im Rahmen einer Therapiesitzung zu machen.

Desweiteren würde mein Schwiegervater dann gar nicht erst kommen, das sind in seinen Augen eh alles Quacksalber, die keine Ahnung haben.

Ich höre es ihn quasi sagen: Ich bin doch nicht plemplem, was soll ich beim Seelenklempner?

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Hallo
Ich finde die Idee mit dem Spaziergang auch sehr gut. Event ein Biergarten als Ziel.
Never bei den Eltern zuhause
Auch bei euch zuhause würde ich sie nicht haben wollen, unter den gegebenen Umständen.

Ich hoffe sehr dass es den vom Psychologen gewünschten Effekt für deinen Mann bringt.

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Danke Dir.

Ja ich überlege mir mal was. Das Wetter muss ja irgendwie endlich mal besser werden.

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Es gibt leider immer noch viele Psychologen, die der Meinung sind, dass man sich auch mit den toxistischen Eltern versöhnen muss, um zum inneren Frieden zu gelangen.

Ist ein Treffen das innere Bedürfnis deines Mannes oder will die Psychologin das?

Ich finde immer ein Treffen auf neutralem Boden im Cafe oder Restaurant und zwar wo ihr euch wohlfühlt am Besten, wenn dein Mann das Treffen will. Die Vorteile liegen auf der Hand, man kann leichter gehen, man reißt sich mehr zusammen, denn man will ja keine Eskalation im öffentlichen Raum. Es ist am ehesten auf gleicher Augenhöhe. Wenn du deinen Mann begleitest finde ich das gut, das wird er auch brauchen, notfalls musst du eingreifen wenn du merkst, dass es deinem Mann nicht gutgeht.

V.G. Golfmouse

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Danke für Deine Antwort.

Ich glaube auch, wir suchen uns einen Ort zwischen ihrem und unserem Haus, wo uns keiner kennt, wo man spazieren gehen kann (mal sehen, als ich die Schwiegermutter das letzte Mal gesehen habe, ging sie am Rollator) und ein Café in der Nähe ist.

Mein Mann kann ja bei der Therapeutin noch mal nachfragen, ob und warum dieses Treffen so unumgänglich ist.

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Liebe TE,

möchte dein Mann denn die Konfrontation? Falls nein, würde er sich ja wieder einer "Autoritätsperson" beugen und etwas machen, dass gegen seine Bedürfnisse geht.
Ohne jetzt den genauen Therapieplan und das Ziel zu kennen, finde ich das schwierig.

Kann dein Mann das Ganze nicht schriftlich formulieren wenn er kein Treffen will? So könnte er auch alles loswerden, ohne die Gefahr, dass er verbal niedergemacht wird.

Wenn er das Treffen will, würde ich z.B. bei einer Familienberatungsstelle (z.B. AWO, Diakonie oder Caritas) oder einer Kirchengemeinde nachfragen, ob man euch (vielleicht gegen eine Spende) einen Besprechungsraum zur Verfügung stellen kann.

Alles Gute,
Lexi

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Ich werde ihn mal darauf ansprechen, dass er bei der nächsten Sitzung noch mal genauer nachfragt.

Ich glaube, dass er sich natürlich sein Leben lang nach einer intakten, verständnis- und liebevollen Familie gesehnt hat und die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass ihm seine Eltern dieses Verständnis entgegenbringen.

Ich finde das auch gerade alles sehr schwierig und hätte einen Brief besser gefunden.

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Im Park, Café, Einkaufscenter..wären doch gute Optionen. jedenfalls auf neutralen Boden.

Mein Mann hat auch ne besch… Vergangenheit und geht mal so sporadisch zu seinen Eltern. Muss das aber alleine machen und die Kids und mich raus halten. Habe nach Geburt von Kind 1 den Kontakt abgebrochen aus sehr guten Gründen.
Bin ich froh nicht in deiner Haut zu stecken..ich Wünsche euch ganz viel Kraft, erwartet aber bitte nichts von ihnen. Einsicht am wenigsten!